Kirchplatz
Die Stadtkirche St. Michael, im 14./15. Jahrhundert errichtet, war jahrhundertelang die dominante Landmarke Jenas. Welche Wucht von ihr ausgegangen sein muss, wird deutlich, setzt man die baulichen Dimensionen zur damaligen Einwohnerzahl Jenas – nur ca. 4.000 – ins Verhältnis. Um das Bauwerk insgesamt noch mächtiger erscheinen zu lassen, wurde der Turm am westlichen Giebel des Langhauses nicht etwa mittig, sondern nach Süden versetzt errichtet: Somit ergab sich eine längere und damit eindrucksvollere Gebäudefront für Durchreisende auf der überregionalen Handelsroute von West nach Ost.
Die Ehrfurcht vor den Leistungen unserer Vorfahren gebietet es, die Stadtkirche auch heute noch wirken zu lassen – indem man Neubauten in respektvollem Abstand errichtet und auf diese Weise den freien Blick erhält.
Die Sanierung des Kirchplatzes und des südlichen Umfeldes der Stadtkirche ist Bestandteil der Freiraumgestaltung im Projekt EichplatzAreal.
Im Zusammenspiel mit Marktplatz und Neuem Stadtgarten wird der neu zu gestaltende Kirchplatz für vielfältige Nutzungen zur Verfügung stehen.
Da keine direkten Abhängigkeiten zur geplanten Neugestaltung des Eichplatzes bestehen, kann der Ausbau des öffentlichen Bereiches im Umfeld der Stadtkirche als erstes Teilprojekt bereits vor Beginn der Bebauung des EichplatzAreals realisiert werden.
Die Baumaßnahme startete Ende Mai 2024 und gliedert sich in insgesamt drei Baubereiche. Die Bauzeit beträgt ca. 1,5 Jahre.
Mit dem grundhaften Ausbau der öffentlichen Verkehrs- und Freiflächen des Kirchenumfeldes erfolgt eine Rekonstruktion der angrenzenden historischen Kirchenmauer sowie die Erneuerung der Beleuchtungsanlage mit modernen LED-Quartierleuchten. Ein Teil der Leuchten ist mit einem zusätzlichen Anstrahlmodul ausgestattet, welche das Brautportal mit einer zusätzlichen Effektbeleuchtung hervorheben.
Die Gestaltung der Verkehrsflächen des Kirchplatzes orientiert sich am übergeordneten Konzept des Eichplatzumfeldes (helles Granitgroßpflaster mit Bordüre als Laufband aus großformatigen Natursteinplatten). Der Bereich des Bodendenkmals vor der Kirche verbleibt im Bestand.
Es ist vorgesehen, neben dem Kirchplatz auch den nördlich des Altardurchganges liegenden Bereich hinter der Kirche einschließlich des Treppenaufganges in Anlehnung an die ursprüngliche Gestaltung wiederherzustellen. Mit einer zusätzlichen Treppenstufe wird der bestehende Geländeanstieg hinter der Kirche vermindert, das historische Pflaster wird nach Möglichkeit erhalten. Mit der Schaffung von zusätzlichen Sitzangeboten wird künftig zum Verweilen hinter der Kirche eingeladen. Fahrradbügel, insbesondere für Kirchbesucher, vervollständigen die geplante Ausstattung.
Infolge zusätzlicher Gewerke (Abrissarbeiten, Trinkwasser, Gas, Elektro) wird das Vorhaben als Gemeinschaftsmaßnahme der Stadt Jena, Stadtwerke Jena Netze GmbH, Zweckverband Jena Wasser und jenawohnen GmbH durchgeführt.
Information zur Pflastersituation
am Kirchplatz südlich der Stadtkirche Jena
Die Fläche direkt südlich der Stadtkirche, über die auch die Hauptzugänge zur Kirche führen, befindet sich in einem schlechten baulichen Zustand. Eine punktuelle Reparatur ist hier nur noch eingeschränkt möglich. Gleichzeitig ist dieser Bereich – insbesondere nach der umfassenden Sanierung des Umfelds – sehr sichtbar und stark frequentiert.
Historischer Ort mit besonderem Schutzstatus
Da es sich um einen Teil der „Historischen Altstadt Jena“ handelt, steht der Platz unter besonderem Schutz der Denkmalpflege. Bereits im Vorfeld der Ausschreibung für mögliche Bauarbeiten fanden daher Gespräche mit der Unteren Denkmalschutzbehörde statt. Diese stimmte sich auch mit dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) ab.
Haltung der Denkmalpflege
Das TLDA hat klar mitgeteilt, dass es einer vollständigen Erneuerung oder Neuverlegung des Pflasters vor der Kirche nicht zustimmen wird – unabhängig davon, ob dabei historisches Material oder ein neuer, ähnlicher Belag verwendet werden soll.
Die Denkmalbehörden sehen in der bereits genehmigten Umgestaltung der oberen Saalstraße einen ausreichenden Kompromiss zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse im Bereich der Altstadt. Im Gegenzug soll der Kirchplatz als historisch geprägter Ort bewusst mit eingeschränkter Nutzbarkeit erhalten bleiben.
Was ist dennoch möglich?
Das bestehende Pflaster soll soweit wie möglich erhalten und bei Bedarf repariert werden. Eine Ausnahme bildet lediglich der Zugang zum sogenannten Gerichtsportal, also dem Haupteingang der Kirche. Auf Grund der besonders hohen Frequentierung kann es erforderlich werden, diesen Zugang bei Bedarf teilweise neu zu verlegen.
Wichtig ist dabei: Es muss ein Ersatzmaterial verwendet werden, das typisch für das Stadtbild ist und sich harmonisch in das historische Umfeld einfügt.
Fazit
Die Stadt Jena nimmt die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger ernst, zugleich gilt es, den historischen Charakter unserer Altstadt zu bewahren. Gemeinsam mit der Denkmalpflege wird nach Lösungen gesucht, die sowohl den Anforderungen an Barrierefreiheit und Verkehrssicherheit als auch dem Schutz unseres kulturellen Erbes gerecht werden.